Freitag, 30. Dezember 2011

geschichten, wiedergefunden.

Geschichte I

....die lichter der stadt stießen grellrot durch die scheiben. ich musste mehrmals blinzeln bis ich mich an die dunkelheit und die ins nichts schießenden blitze gewöhnt hatte. im inneren des wagens war nur die notbeleuchtung an. bevor ich in den wagen stieg war ich wach, so wach das ich mich auf die fahrt freute, doch schon bald, als der wagen anfuhr überfiel mich eine merkwürdige und umfassende müdigkeit die im kopf begann und wie eine schlange sich langsam von oben nach unten hinabschlängelte. ich stieß mit meinen kopf an die kalte scheibe, spürte die brutalität und kälte und konnte doch nur schwer die augen heben. ich sah wie im traum den tunnel an mir vorrüber ziehen. erkannte im spärlichen licht die dunkelgrauen betonteile die zeichen auf ihrer haut trugen. sich in die waagerechte schlängelnde gebilde. einige wirkten wie pflanzen, andere wiederrum erinnerten mich an die schlange im würgegriff.
ich weiß nicht wie oft ich in den dämmerschlaf fiel. ich hatte das gefühl für die zeit vollkommen verloren. ich sah mich immer wieder um. sah die anderen wie sie wohlig in ihren jacken gehüllt waren, die sie zum schutze über sich geworfen hatten. alles um mich herum schlief und wurde von der lautlosen geschwindigkeit des gefährts durch die nacht getragen.
traumsequenzen stiegen in mir hervor. ich spürte manchmal jemanden neben mir sitzen. fühlte wie er etwas in mein ohr flüsterte und wollte ihm antworten. doch sobald ich die augenlider hob war da nichts. keine hand, kein mund, keine stimme. nur der leise vibrierende körper unseres gefährts. doch immer wieder fiel ich hinab. in dunkelheit und flirrende lichter und nur unterbrochen vom blick auf den asphalt, abwechselnd, immer wieder, traum/asphalt, traum/asphalt.
die stimme des mannes sang leise. sie erzählte von der welt und seiner einstigen schönheit, sie flüsterte vom untergang der welt. und er beschrieb es mit worten die seines gleichen suchen, beschrieb jede einzelheit. und die stimme erhob sich über die töne, erhob sich über den sanften singsang, den die welt tief unten in sich spürt. und die stimme schrie: DEAD, DEAD, DEAD......

als ich erwachte hatten wir den tunnel durchquert. ich schüttelte den traum von mir ab. konzentrierte mich auf die zeichen der straße und nur ein kleiner teil der stimme blieb in mir, die nun nicht mehr schrie.

geschichte II
Hinter dem Glaspalast mit den weißglänzenden Steinen verbirgt sich eine graue Treppe. Sie führt tief hinab und spitze tiefschwarze Steine umsäumen einen grau gequaderten Weg. Grünes Glas und errodierte Metallfetzen schauen aus Schlunden hervor. Einige winden sich wie um imaginäre Körper geschlungen, daraus empor.
Der Wind ist stark und treibt das hellgraue Wasser an Steine und verrostete Gebilde, die es zu weißen Schaumkronen brechen.
Wir betrachten das Spektakel, während wir auf dieser vom Wind zerfurchten Treppe sitzen. Ich schlage das weiße Papier auf und reiche ihm den rohen Fisch, der sich weiß glänzend auf seinen Fingern bewegt und mit einem Lachen und Seufzen in seinem Mund verschwindet.

1 Kommentar:

Lila hat gesagt…

DEAD...ich kann mich noch genau erinnern, als ich die geschichte zum ersten mal las. hast du sie damals für den lost highway geschrieben? ich glaube schon... und es war nicht grad die beste zeit, die wir alle hatten.. aber egal, die geschichte war und ist genial und ich bin froh, sie wieder gelesen zu haben.