Das Mädchen träumte vom Regen. Die Feinheit ihres Gesichts, der Fall ihrer dunklen Haare und die schimmernde Haut waren plötzlich in mir. Ich lag auf dem Bett einer Freundin und draußen zog ein Gewitter auf. Der Donner grollte und kurz darauf durchzuckten Blitze den dunkel aufgetürmten Himmel.
Ich sah sie ebenso auf dem Bett liegen, doch in einer völlig anderen Umgebung. Die Wände waren aus Lehm mit bunten Bemalungen. Die Öffnungen in der Wand waren nur mit leichten Stoff behangen. Sie träumte sich in meinen Kopf und ich in ihren. Ich schob ihren Vorhang mit einer fremden Hand leicht beiseite und schaute auf ein Gräberfeld bestehend aus vielen kleineren Gebäuden mit Terassen und bunten Leben darin. Ich sah bläulichen Nebel über den Gräbern und schwarze Gestalten dazwischen, in der Ferne sah ich ein sandsteinfarbenes Gebirge....Sie legte mir ihren Finger auf die Lippen, die ebenso die ihren waren, doch spürte ich die Wärme die davon ausging. Sie drehte sich um und ich schaute auf das Bett, auf dem sie eben noch gelegen haben muss. Dort sah ich Bilder und Schnipsel meiner Welt. Grollende dunkle Wolkenberge, Regen, immer wieder Regen, auf der Strasse, auf der Haut, im Haar, den Gräsern auf meinem Balkon, der abgefallenen Hibiskusblüte und auf dem roten Gartenstuhl. Alles war so detailreich und noch lebendiger als jede Photographie. Ich sah meine Welt auf einem weißen und zerwühlten Laken....
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